Xiii. Iapà n. 827
der Sinto-Religion, die neben einem einzigen höchsten
Wesen, das über den Wolken thront, noch viele Untergötter
zahlt. Sie verehren mtd) böse Geister; überhaupt herrscht
unter dem gemeinen Volke viel Aberglaube. Der größte
Theil der Gelehrten neigt sich der Vd)rc des Konfuzius
zu. Die Ainos haben zwei oberste Götter; der gute bewohnt
die Sonne- der böse den Mond. — Die Japaner haben
im Aenßcrn viel Aehnlichkeit mit den Chinesen; doch sind
sie etwas kleiner und magerer,'als diese. Die Hautfarbe
ist bräunlichroth, der Kopf groß, der Halz kurz; die Kopfhaare
sind von dunkelbrauner Farbe, die Augen glänzend schwarz.
Was den National-Charakter betrifft, so werden sie als ein
wißbegieriges, verständiges, vorsichtiges, fleißiges und in
Handarbeiten geschicktes, höfliches, sehr reinliches, gehorsames,
gerechtes, ehrliches und tapferes Volk gepriesen, das aber von
Argwohn, Stolz und Aberglaube nicht frei ist. Selbstmord,
hauptsächlich ans gekränktem Stolze, kommt häufig vor, und
der Zweikampf besteht in diesem Lande darin, daß beide
Gegner sich den eigenen Bauch aufschlitzen und so sterben.
§. 977. In Ansehung der Geistesbildung übertreffen
die Japaner alle asiatische Völker, selbst die Chinesen. Jeder
von ihnen kann lesen und schreiben, kennt die Gesetze seines
Vaterlandes und ist in der vaterländischen Geschichte »md
Erdkunde bewandert. Man findet viele Gelehrte; besonders
werden Religionsphilosophie, Moral, Landesgcschichte, Botanik,
Arzneiülnst und Astrologie eifrig betrieben. Bereits seit
dem Jahre 1206 sind sie im Besitze der Bnchdruckerkunst,
jedoch mit unbeweglichen Lettern; cs gibt niedere und höhere
Schulen — zu Miako auch eine Hochschule — und zahlreiche
Bibliotheken. — Die Poesie ist geachtet; schöne Holzschnitte
und kunstreiche Malereien »vcrdcn verfertigt.
§• 978. Fleiß und Betriebsainkeit schmücken den Japaner
in hohem Grade; ihn beschäftigen Land- und Bergbau, Seidcn-
zucht »md Fischerei eben so sehr, als Gewerbe und Handel.
Die Seidenlvebercien liefern sehr schöne Zeuge; weniger gut si»»d
die Baumwollenwaaren. Die Säbelklingen stehen iti guten*
54*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler]]
Ii. D ie Berberei.
865
Rache; Eigennutz führt sie zu Verrath und Mord. — Die
Mauren sind- von mittlerer Größe, ziemlich schlank und
wohlgebildet, in reiferm Alter aber wegen ihrer sitzenden und
unthätigen Lebensweise wohlbeleibt und dick. Die Hautfarbe
zeigt sich in allen Schattirungen; Augen und Zähne siud
schön. Der Charakter der Mauren wird mit den häßlichsten
Zügen geschildert; sie sollen unbeständig, treu- und mitleidlos,
lügnerisch, hab- und rachsüchtig, sinnlich, argwöhnisch, grausam,
gegen Untergebene grob und anmassend, gegen Mächtige kriechend
und knechtisch demüthig sein. Ihr religiöser Fanatismus
übersteigt alle Begriffe; nur ihr Muth und ihre Standhaf-
tigkeit in Erduldung von Leiden und Schmerzen, so wie
die Tugend der Gastfreiheit werden gerühmt.
§. 1021. Von avissenschaftlicher Bildung ist in
diesen Ländern nicht Viel zu finden; Wissenschaften und
Künste liegen hier noch mehr im Argen, als bei den Be-
wohnern der Türkei. Wehl wird in den Städten öffentlicher
Unterricht ertheilt; doch er beschränkt sich auf Lesen, Schreiben,
Rechnen und einige Religionskenntniffe. Auch sind Bücher-
sammlungen vorhanden, und cs fehlt nicht an sogenannten
Gelehrten; allein ihr Studium erstreckt sich bloß auf den
Koran, nach ihrer Meinung die Quelle aller Gelehrsamkeit
und Weisheit. In Algier befinden sich bereits mehrere
christliche Lehranstalten; in Tunis und Fez sind sogar muha-
medanische Hochschulen. — Malerei und plastische Künste sind
durch den Koran verboten; nur Musik wird geschätzt. —
Handwerke verschiedener Art werden theils von Europäern,
theils von Juden, besonders in Marokko getrieben; einige
Städte besitzen eine nicht unbedeutende Industrie, deren
Erzeugnisse in Seiden- und Wollcnzeugen, Leinwand, Leder,
Seife, Gold-, Silber- und andern Metallwaaren, bestehen. —
Ein lebhafter Verkehr ist über die ganze Berberei verbreitet;
er wird sowohl zur See, als zu Lande durch Karawanen
betrieben. Pferdehänte, Leder, Seife, Wolle, Wachs und
Seide, Getreide, Oel und Datteln, Gold und Salz gehören
zu den bemcrkenswcrthcsten Gegenständen der Ausfuhr.
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770
Die einzelnen Länder Asien'ö.
am zahlreichsten. — Die Gelehrten-Sprache der Hindus ist das
uralte Sanskrit; gegenwärtig nur Büchersprache, erscheint
dieselbe aber nicht allein als die Stammmutter der jetzigen
indischen Volks-Dialekte, sondern auch der meisten gebildeten
europäischen Sprachen. Die jetzige Sprache dieses Volkes
theilt sich in sehr viele Mundarten, von denen jede ihre
eigene Schrift hat. Das Englische in ihren Besitzungen
einzufschren und immer weiter zu verbreiten, ist das Streben
der jetzigen britischen Regierung, — Die Hindus bekennen
sich zur bra mini scheu Religion; Brama (der Erschaffer),
Wisch nn (der Erhalter) und Schiwa oder Schi wen
(der Zerstörer) werden als die drei Hauptgottheiteu verehrt.
Reben diesen gibt cs noch cinc zahllose Menge von Unter-
göttern; die indische Mythologie zählt deren nicht weniger
als 30,000 auf. Sehr zahlreich ist auch das Heer der
Priester (Braminen); sie sind theils Religions-Diener bei den
mit vielen Götzenbildern geschmückten Tempeln (Pagoden),
theils Mönche und Einsiedler. Glänzende religiöse Feste
werden häufig gefeiert; auch Tänzerinnen (Bajaderen)
erscheinen thätig bei denselben. Die uralten heiligen Bücher
oder die Weda ms — Seelenwanderung, Opfer, Baden,
Selbstreinigung und Selbstpeinignng, Verbrennung der Wittwen,
Die Sikh's sind Deisten, entfernt von Bilderanbetung und
Abgötterei; der Islamismus zählt viele Bekenner; auch
gibt cs Christen (..Va Mill.), Parsen und Juden. — Die
Hindus gehören zur kaukasischen Menscheuraffe; der Körper,
zwar zart gebaut, ist wohlgebildet; die Gesichtszüge sind
ausdrucksvoll. Die im Allgemeinen bräunlich-gelbe Hautfarbe
geht bei den höhern Kasten oder Ständen in eine lichtere
über. Dieses Volk sondert sich nämlich ab in vier Kasten
oder streng geschiedene Stände. — Diese sind: i) die Bra-
minen, zu denen die Gelehrten, Priester, Gesetzverständige
und Staatsbeamten gehören; die Tschettries oder die
Krieger und Fürsten (Radscha's, Raja's); 3) die
Waischias (Massier), welche.die Landwirthe und Kaufleute
begreift, und 4) die Schudders (Suders) oder die
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806 Die einzelnen Länder Asien's.
jeder Begriff hat sein eigenes Zeichen (Buchstaben); die Zahl
derselben soll sich ans 80,000 belaufen, von denen aber
nur 10 bis 12,000 im gewöhnlichen Gebrauche sind. —
Die Bewohner bekennen sich zu verschiedenen Religionen.
Zu der lamaischen oder der des Buddha, den die Chinesen
Fo nennen, hält der kaiserliche Hof und die große Volksmenge;
die Lehre der Taotse (Unsterblichkeitssöhne) hat eine große
Anzahl von Naturgöttern und Schutzgeistcrn, und die des
weisen Kong-fu-tse (Konfuzius) gründet sich auf den
Glauben an ein höchstes Wesen und findet nur unter den
Gebildeten Anhänger. Auch die katholisch-christliche Kirche
zählt seit dem 17. Jahrhunderte manche Bekenner, die sich
aber in neuerer Zeit sehr vermindert haben. Juden. — Die
Gliedmaßen der Chinesen sind unverhältnißmäßig klein; das
Gesicht ist breit, etwas platt, und die Backenknochen ragen
hervor. Die Nase ist klein und stumpf; die Augen sind
hervorstehend, die Kopf- und Barthaare schwarz und hart.
In den nördlichen Gegenden des Landes haben die Bewohner
eine hellgelbe Gesichtsfarbe, in den südlichen eine dunkelgelbe.
Wohlbcleibtheit zeugt von Wohlstand, verleiht Ansehen und
wird daher ungemein geschätzt. Auch die Länge der Nägel —
5 bis 6 Zoll — an dem kleinen Finger beweist den
vornehmen Stand, verbunden mit Wohlhabenheit. — Vor-
theilhafte Züge in dem Charakter des Volkes sind Milde,
Friedfertigkeit, Gelehrigkeit, Sinn für nützliche Beschäftigung,
Gehorsam, Ehrfurcht vor dem Alter — zu der Schattenseite
aber gehören Verstecktheit, Lügenhaftigkeit, Sinnlichkeit, Weich-
lichkeit, gegenseitiges Mißtrauen, Lust zum Betrügen und
persönliche Feigheit.
§. 9-14. Bereits in uralter Zeit haben die Chinesen eine
ziemlich hohe Stufe der Gesittung und Geistesbildung
erstiegen, und sie und die Japaner übertreffen hierin alle
asiatische Völker. Allein Jahrhunderte sind indessen vorüber-
gegangen, und es zeigt sich bei ihnen kein Fortschreiten weder
in Wissenschaft, noch in Kunst; überall herrscht ein trauriger
Stillstand. Gedruckte Bücher finden sich in großer Zahl und
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Xvi. Sibirien.
843
auf die Omeil. kommen. Auf weiten Strecken des Nordens
ist auch nicht ein menschliches Wesen zu finden. Die Be-
wohner gehören theils^ zur kaukasischen,' theils zur mon-
golischen Rasse. Zn jener find. die Ta taren im Westen,
die.bucharen und Barabinzen, die Teleuten und wahr-
scheinlich auch die Jakuten an der nördlichen Lena zu
zählen, wogegen die Kirgisen im Südwesten, die Tun-
gnsen im Osten des Jenisei,' die Buräten am Baikal-See,
die Korjaken an der Kolyma, die Tschuktschen auf der
Nordostküste, die Kamtschadalen aus Kamtschatka, die
Ostjäken am Jenisei und Tom, die Kalmücken in den
südwestlichen Steppen, die Samojeden, am nördlichen Ob
und Jenisei u. a. dem mongolischen Stamme angehören.
Dies sind die eingcbornen Volksstämme, deren Anzahl nicht
einmahl % Mill. betragt und sich durch aus Europa hieher
verpflanzte Krankheiten, z. B» Blattern, durch Branntwein
und harten Druck noch immer vermindert. Die Eingewan-
derten aber sind hauptsächlich Russen, zu denen sich noch
Deutsche als Beamte, Bergleute und Kolonisten gesellen. —
Die Eingcbornen bekennen sich theils zum Lamaismus
und anderen heidnischen Religionen (Schamanendienst),
theils, wie die tatarischen Völkerschaften im Südwesten zur
Lehre Muhamed's.. Hin und wieder ist, aber in sehr roher
Gestalt, das Christenthum verbreitet. — Die Kirgisen haben
einen schlanken Wuchs, eine platte Nase, kleine Augen und
einen kleinen Mund, dagegen große abstehende Ohren; kräftig
und gewandt, nehmen sie sich' besonders zu Pferde gut aus.
Sie sind eben so gute Viehwirthe, als vortreffliche Jäger und
kühne Räuber. Gutmüthigkeit, Gastfreiheit und Dankbarkeit
zeigt sich in ihrem Benehmen , unter einander; das Alter steht
in hoher Achtung, und groß ist ihre Anhänglichkeit an ihre
traurigen Steppen. Nachsucht verleitet sie nicht selten zu
unmenschlicher Grausamkeit; allein bei jedem ernsten Wider-
stände zeigt sich ihre Feigheit. — Das Gesicht der Tschukt-
schen ist platt; die Augen sind klein. Sie werden als ein
sanftes und furchtsames, dabei fröhliches und in verschiedenen
55*
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Personennamen: Lena Tom
Extrahierte Ortsnamen: Sibirien Baikal-See Kamtschatka Jenisei Europa
864
Die einzelnen Länder Afrika's.
Blei, Eisen, Knpfer und Quecksilber, findet sich in den Gebirgen;
allein wegen Unkunde des Bergbaues wird derselbe wenig
benutzt. In mehrern Gegenden findet sich 2) schöner Marmor;
3) Salz liefern das Meer, Landseen und Quellen; 4) Mine-
ralwasser ist häufig;
§. 1020. Die Bewohner, deren Anzahl zu 12 —46
Mill. geschätzt wird, gehören sämmtlich, mit Ausnahme der
zahlreichen Negersklaven, zur kaukasischen Rasse.und be-
stehen ans einem mannigfaltigen Völkergemische, in welchem
Berbern, Kabylen und Schelluh's — Araber, theils
ansässig (Mauren), theils Nomaden (Beduinen) —
Türken, Europäer, (Franken), Juden und und Neger
als Theile erscheinen Wie die Völker, so sind auch die Sprachen
verschieden. . An: meisten verbreitet sind die arabische, die
berberische (kabylische) und die türkische, zu denen jetzt
noch die französische kommt. — Die Haupt-Religion
auf dieser weiten Landstrecke ist die muhamedanische, deren
Bekenner in diesen Ländern eben so durch Aberglauben, wie
durch Fanatismus berüchtigt sind. Renegaten,' d. h.
Christen -oder Juden, die zum Islam übergetreten. — Die
Berbern, welche in Marokko Amazirghen heißen, sind
von mittlerer Größe, schön, rüstig und kräftig und voll
Leben. Die Hautfarbe ist weiß, das Haar nicht selten blond.
Sie zeichnen sich durch Muth ' und kriegerischen Sinn aus,
sind heftig und unversöhnlich im Hasse. — Die Berbern in
Algier werden Kabylen genannt. Sie sind wohlgewachsen,
aber mager; ihr Haar sii schwarz oder'dunkelbraun.; sie haben
ein wildes, abschreckendes Ansehen, das durch ihren Schmutz
und die sie umhüllenden Lumpen noch vermehrt wird. Mit
großer Tapferkeit und unerschütterlichem Muthe verbinden sie
eine Frciheitöliebe, die ihnen über Alles geht. Gegen Ge-
fangene üben sie wilde Grausamkeiten aus. — Die Schelluh's,
die westlichen Abhänge des Atlas bewohnend, sind weniger
kräftig und von dunklerer Hautfaxbe, als die Amazirghen —
scheinen übrigens gesellig und Freunde der Gastfreiheit zu sein.
Als Feinde sind auch sie unversöhnlich und unersättlich in ihrer
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
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der Religion, d. i. in der Art und Weise aus, wie er sein Ver-
hältniß zu Gott auffaßt.
2. In dieser Beziehung sind zu unterscheiden: das Heiden-
thum, oder die von Menschen erfundene, der heimathlichen Natur
entnommene, der Art und Weise des gesellschaftlichen Daseyns an-
gepaßte, darum verschieden ausgeprägte Vorstellung von Gott und
der damit verbundene Kultus; — das Iudenth um, die Reli-
gion des alten Bundes; — das Christenthum, die Offenbarung
des wahren und einigen Gottes durch Jesum Christum, —
und die Lehre Muhamed's, der Islam, eine der Eigenthümlich-
keit des Stifters und seines Volkes angepaßte Verstümmelung jü-
disch-christlicher Vorstellungen. —
3. Alle heidnischen Religionen sind, weil sie nicht von Gott
stammen, weil sic allein aus der Eigenthümlichkeit menschlicher Vor-
stellungsweisen entsprungen sind, natürliche, oder, weil sie die
Idee der Einheit Gottes aufgegeben haben, polytheistische Re-
ligionen genannt worden, — wogegen man die jüdische oder mo-
saische, die christliche und muhamedanische Religion, ungeachtet ihrer
großen Verschiedenheiten, als monotheistische zusammenzufassen
pflegt. —
4. Iudenthum und Islam welken dem sichern Untergange ent-
gegen. Jegliches Heidenthum führt, als ein offenbarer Abfall von
Gott, nothwendig zu immer größerer Entfremdung, zu immer tieferem
Verfall, zuletzt zu thierischer Rohheit. — Das wahre, wohlver-
standene Christenthum verbürgt dagegen die Veredlung und Ver-
klärung, die Erlösung des Menschengeschlechts, verheißt die tröstliche
Wiedervereinigung mit Gott, — und trägt, im Gegensatz mit jeder
Art von Heidenthum, die Fähigkeit der Weltverbreitung in sich. —
5. Da jede heidnische Religion durchaus lokal und nationell ist,
so haben sich auch innerhalb einer jeden Varietät besondere Formen
des Heidenthums ausgebildet, die, — weil sie bei den ausgebreitet-
sten, mächtigsten oder kultivirtesten ihrer Völker entstanden sind, u.
dann zuweilen auch bei anderen benachbarten und verwandten Völ-
kern und Stämmen Eingang gefunden haben, — für die Charakte-
ristik der Varietät im Allgemeinen von Bedeutung sind. —
6. Das Heidenthum der kaukasischen Menschheit hat sich
in solcher Art vorzugsweise in zwei Hauptformen ausgebildet: Das
Brahmanenthum, die verbreitetste Religion der indischen Völ-
ker, auf der Halbinsel diesseit des Ganges, — und der Dualis-
mus, der Feuerdienst oder die Zend-Religion, — von
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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14
Zerdrischt (Zoroaster) gestiftet, — einst über ganz Iran verbreitet,
gegenwärtig aber nur noch, mit einer sehr geringen Zahl von An-
hängern, in den Gebirgsschlupfwinkeln Vorder-Asiens (Guebern),
am östlichen Kaukasus-Fuße und auf der West-Küste Vorder-Indiens
(Parsen). —
7. Die verbreitetsten Religionsformen der mongolischen
Menschheit sind das Buddhathum und das Schamanen-
wesen. Das elftere hat in ganz Nordost-Asien Anhänger, u. ist
im Himalaya, auf der hinter-indischen Halbinsel, dem malayischen
Archipelag, auf Ceylon, aber auch, — neben den eigenthümlichen
Staats-Religionen dieser Länder, — in China und Japan herr-
schend; — es ist die ausgebreitetste aller heidnischen Religionen,
weil es sich überall dem älteren lokalen und nationellen Heiden-
thum der Völker nachbequemt hat. — Das Schamanenthum um-
faßt alle übrigen nicht zum Buddhaismus übergegangenen mongo-
lischen Heiden-Völker.
8. Mit dem Schamanenwesen einigermaßen verwandt ist der
Fetisch-Dienst, das Heidenthum der äthiopischen Varietät. —
Unter den Amerikanern und Malayen hat sich das Heidenthum
auf minder ausgeprägte Weise gestaltet. Die Religionsformen der
ersteren erinnern sehr lebhaft an Brahmanenthum, Buddhaismus
und Schamanen-Dienst, aber die räumliche Zerstreuung der betref-
fenden Völker hat ihren religiösen Vorstellungen Leben u. Zusam-
menhang genommen. Aehnliches scheint die ozeanische Isolirung
bei den Malayen bewirkt zu haben, bei denen z. B. Todtendienst,
Menschenvergötterung, Tabu rc. nur als Trümmer älterer gemein-
samer Vorstellungen zu betrachten sind. — Die Ausbreitung des
amerikanischen wie des malayischen Heidenthums ergibt sich
aus dem Nachfolgenden *).
9. Dem Judenthume fehlt ein eigenthümlicher Verbreitungs-
bezirk. Zur Zeit seiner Blüthe auf ein sehr kleines Gebiet beschränkt,
ist es nach seinem Verfalle, durch seine zersprengten Anhänger, fast
über die ganze Erde, wenigstens unter alle angesiedelten Völker ge-
tragen worden.
10. Das Christenthum ist über ganz Europa fast aus-
schließlich, über die anderen Erdtheile so weit verbreitet, als die
Kolonisationen der kaukasischen Varietät reichen. Außerdem ältere
*) In Betreff der Charakteristik und Würdigung der verschiedenen Neligionen
vergleiche mau des Vers. „Grundzüge rc." Iii. 1.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Heidenthums
Extrahierte Ortsnamen: West-Küste Ceylon China Japan Heiden- Europa
63
gründliche Bildung, — im Allgemeinen sehr wenig unterrichtet. Gelehrsamkeit
bedeutend, doch auf Wenige beschränkt (Institut von Frankreich); die Zahl der
Studirenden auf den 23 Spezial- und 2 vollständigen Universitäten (Paris und
Straßburg) verhältnißmäßig klein; die Spezial-Universitäten sind meist nur ge-
lehrte Schulen; Straßburg allein gleicht den deutschen Univ.; die Pariser Univ.
ist mehr Aufsichts-Behörde, als Lehranstalt. Das Streben der Mittelstände nach
realistischen, sogenannten „nützlichen" Kenntnissen allgemeiner, als nach rein-
menschlicher Bildung: eine Erscheinung, welche mit der schlimmeren, der Entsitt-
lichung des Volks, zusammenhängt. — Die Franzosen nennen sich die „gebil-
detste" und ausschließlich: „die große Nation;" andere haben sie die liebens-
würdigste genannt. Aus der anderen Seite werden dagegen mit Recht Eitelkeit,
Selbstsucht, Leichtsinn und Mangel an Pietät als Nationalfehler gerügt. Die
Franzosen haben sich (besonders im S. des Landes) der Bigotterie nicht begeben
und auf der andern Seite, unter dem Vorwände den Aberglauben zu vernichten,
zum Thcil jede christlich-religiöse Ueberzeugung unter die Füße getreten. Daher
Kultus der materiellen Interessen entschiedener als in der Schweiz und mit mehr
Bewußtseyn als in Belgien.
11. Nahrungszweige. Der mit geringen Ausnahmen (Landes, Marais,
la Crau, Champagne pouilleuse, die höheren Gcbirgs-Kantone der Alpen,
Pyrenäen, Sevenncn und Corsica's) fruchtbare Boden begünstigt alle ländlichen
Gewerbe; dennoch sind sie nicht auf der Stufe der Vollkommenheit, welche sie
in England, der nördlichen Schweiz, Theilen von Deutschland und Belgien er-
stiegen haben. Nachtheiliger Einfluß der übergroßen Theilung des Grundeigen-
thuniö. Ack erb a u, O bst-Ku l t ur und Viehzucht nur in den nördlichen Pro-
vinzen bedeutend; Wein- und Seidenbau in den mittleren und südlichen. —
Dagegen hat man sich, begünstigt durch die vortheilhafte Handelslage, durch
natürlichen Reichthum an Kohlen, Eisen, Farbekräutern, Wolle u. s. w., so wie
durch die nationelle Unternehmungslust, mit großem Erfolge auf die Erzeugung
von Kunftprodukten (Glaö-, Stahl-, Bijouterie-, Baumwollen-, Wollen- und
Seidenwaaren) und auf den Handel geworfen. — Daher großer Reichthum, aber,
bei der Theuerung der ersten Lebensbedürfnisse, auch bittre Armuth; daher zu-
gleich viel Lurus, ohne allgemeinen Wohlstand; daher auch häufig Glücksritterci
und Schwindelgeist, an Stelle kaufmännisch-solider Speculationslust.
12. Staatseinrichtung. Frankreich ist die Heimath der modernen „con-
stitutionellen Monarchie," gegründet auf die „charte-vérité," auf die sogenannte
Souverainctät des Volks, das Zweikammer-System ohne Aristokratie, das soge-
nannte Gleichgewicht der Gewalten, der Unverletzlichkeit des erwählten (doch erb-
lichen) Königs und die Verantwortlichkeit der Minister: eine verzerrte Nachbil-
dung der englischen Verfassung, mit allen Nachtheilen, welche der nationelle
Mangel an Pietät und der der Selbstsucht gelassene größere Spielraum herbei-
führen mußten. Daher fieberhafte politische Bewegungen ohne Ende, Unsicher-
heit des gesellschaftlichen Zustandes, Stellenjägerei u. a. Phänomene. — Daher
auch Verschlimmerung des Finanz Zustandes und bleibende Mängel in der sonst
sehr achtbaren K ri eg s ver fa ssu ng (allgemeine Wehrpfiichtigkcit, National-
garde, Rekrutirung durch Conscription, Stellvertreterwesen, Beurlaubungs-Sy-
stem, siebenjährige Dienstzeit); — die ansehnliche Seemacht hat ihre alte Be-
deutung noch nicht wiedergewonnen. —
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt]]
Extrahierte Personennamen: Marais
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Belgien England Deutschland Belgien Frankreich
wohnerzahl der Städte das angefangene Tausend jedes-
mal voll angegeben, bedarf wohl kaum einer Rechtferti-
gung, da größere Genauigkeit hier zu nichts dienen
würde, auch die Zahl selbst sich nie lange gleich bleibt,
und die Bevölkerung überall im Zunehmen ist. Auch ist
es durchaus nicht so gemeint, daß der Schüler alle diese
Zahlen auswendig lernen solle. Wie viel davon dem
Gedächtnisse einzuprägen ist, das habe ich der Bestimmung
des Lehrers überlassen.
Das wäre im Wesentlichen der Gang, nach welchem
ich schon eine Reihe von Jahren hindurch Geographie,
und, wie ich wohl behaupten darf, nicht ohne guten Er-
folg vorgetragen habe. Sucht der Lehrer das im Buche
oft nur Angedeutete weiter auszuführen, macht er z. B.
bei den Inseln hin und wieder auf ihre Bewohner, Thiere
und Gewächse, bei den Gebirgen auf Höhe, Waldungen
und Mineralien, bei Flüssen auf Größe, Lauf und Nutzen
derselben aufmerksam; weiß er hier und da die Lage einer
Stadt und ihre Merkwürdigkeiten genauer zu beschreiben,
Lebensart, Sitten und Gebräuche der verschiedenen Volks-
stämme zu zeichnen rc.; so wird er dadurch die Aufmerk-
samkeit seiner Schüler noch mehr fesseln, und dem ganzen
Vortrag hinlängliches Leben und Interesse geben.
Daß ich bei Bearbeitung, namentlich der politischen
Geographie, die neuesten Schriften, Reisen, Volkszäh-
lungen K. benutzt, auch die neuesten Staatsveräuderungen
und Grenzbestimmuugen nicht unbenutzt gelassen, bedarf
kaum angegeben zu werden. Unter den Karten, die mich
bei meiner Arbeit besonders geleitet, nenne ich hier nur
die Atlasse: von Stieler, denen ich auch meist in der
Orthographie der Eigennamen gefolgt bin*), von Stein,
*) Eigenschaftswörter habe ich, wo sie zu einem Eigennamen ge-
hören, mit großen Anfangsbuchstaben geschrieben, woran man hof-
fentlich keinen Anstoß nehmen wird. Auch ist, wo es nöthig schien,
die Aussprache fremder Eigennamen angedeutet worden.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]